AllgemeinAndroidBetriebssystemeBlackberry 10Firefox OSHardwareiOSKolumneSmartphonesWindows Phone

Kolumne: Ein Smartphone, das Kaffee kochen kann?

Ach, war das noch schön, als man “damals” ein Nokia 5110 oder 5130 hatte und mit dem Ding eineinhalb Wochen lang mit der Welt in Kontakt bleiben konnte. Ja, viel mehr außer Telefonieren, SMS schreiben oder Snake spielen, war eben nicht drin. Aber bis auf das Suchtfaktor-Spiel hat man eben nichts weltbewegendes tun wollen. Und das Telefonieren und SMSen funktionierte bestens.

Dann kamen die Smartphones. Ich habe mir vor ein paar Jahren ein Nokia E63 zugelegt. Das Ding sieht aus wie ein Blackberry und hat auch so funktioniert. Aber das mobile Internet war schon klasse. Und überall Emails abrufen, organisieren, all das, was man sich so vorstellen kann. Aber es ist ja bekannt, dass Nokia das Symbian verpennt hatte, weiter zu entwickeln.

Andere kamen auf der Überholspur vorbei. Die Samsungs, die Sonys, die Apples und wie sie alle heißen. Die kamen mit Touchscreens und scharfen Displays und mit coolen Apps. Und all das, was einen Akku maximal 2 Tage durchhalten lässt. Nichts von den Nokia-Dauerläufern – auch das E63 hielt ewig durch – war mehr wichtig. Stattdessen normte man die Stecker, sodass jeder jedem bei einem leeren Akku helfen konnte.

Und es gibt immer mehr Apps. Und alle Welt fragt sich, ob man künftig eine Standleitung zu den Elektrizitätswerken aufbauen muss, damit das geliebte Smartphone durchhält. Aber andere Dinge wie ein dickerer Akku und damit ein dickeres Smartphone – darauf lassen sich viele Nutzer gar nicht ein. Es könnte ja ein Beule in der Hose entstehen, wo sie eher unvorteilhaft wäre.

Wir sind so weit mit der technischen Evolution. Warum schenken wir Smartphones nicht einfach irgendwo auf dem Gerät kleine Solarmodule? Jedes Mal, wenn man das Ding irgendwie ins Sonnenlicht legt, wird es aufgeladen. Technisch ist das sicherlich möglich. Und man hätte dann den Vorteil, dass man seinen Tagesablauf nicht nach dem Akkustand plant.

Ebenso unsinnig finde ich diese Unmassen von Apps. Wozu brauche ich halbwegs medizinisches Equipment auf dem Smartphone als App, wenn ich mit Medizin nichts am Hut habe? Es fehlt nur noch, dass man mit entsprechenden Anbauten aus dem Smartphone eine Kaffeemaschine bauen kann.

Und diese ganzen mobilen Bezahlsysteme. Wenn denn wenigstens alle Partner, die mit meinem Geld jonglieren, dann mit allen Systemen umgehen würden. Apple Pay – hoch gelobt, aber weitgehend um den Markt herum geplant, sodass es von vielen angeblichen Partnern ignoriert wird. So etwas meine ich. Wenn ich in den Supermarkt gehe und mit dem Smartphone bezahlen will, dann muss das gehen, unabhängig vom eingesetzten System. Wenn nicht, dann ist eben nur Plastik oder Bares wirklich wahres. Und dann braucht die Welt kein noch so tolles Bezahlsystem mit klangvollem Namen.

Bevor also die ganzen Handybuden weiter supercoole Smartphones mit Hach-so vielen exklusiven Apps und Funktionen bieten, sollten sie sich vielleicht fragen, ob sie nicht einfach Geräte entwickeln, die nur so funktionieren, dass man sie verwenden kann und sich keinen Kopf über eventuelle Akku-Fragen oder Kompatibilitäten von Apps und Systemen machen muss.

Bei WIRED hat Johnny Haeusler geschrieben, dass er sich über solche Dinge wie einen Hardware-Schalter zum Deaktivieren von GPS freuen würde und er für den Genuss eines halben Tages mehr Akkuleistung auch dickere Geräte in Kauf nehmen würde. Dem Mitbegründer der “re:publika” geht dieser ganze Wahn, der da betrieben wird, immer wieder zu weit. Und ich sehe das genauso.

Lieber etwas sinnvolles als etwas cooles. Klar, bling-bling ist sicher was feines für die Mädels, technischer Krimskrams für die Jungs. Aber braucht man all den Kram? Oder wäre es nicht besser, etwas sinnvolles zu haben, wie eben die Solarmodule oder der GPS-Ausmach-Schalter? Und für den Kaffee habe ich meine Kaffeemaschine.

Henning Uhle

Henning Uhle (meine Seite) ist als Fachinformatiker der Systemintegration und jahrelanger Helpdesk-Profi prädestiniert für allerlei technische Dinge. Das ist aber nicht alles. Mit 40 Jahren hat er ausreichend Lebenserfahrung, um auch mal über unqualifizierte oder störende Dinge zu philosophieren. In regelmäßig unregelmäßigen Abständen wird es hier zu einer Meinungsäußerung kommen. Die kann schon mal schimpfend ausfallen. In jedem Fall ist sie anders als viele andere Meinungen.

2 Gedanken zu „Kolumne: Ein Smartphone, das Kaffee kochen kann?

  • MDK

    verdammt der Akku von meinem Portmonee ist alle.

    Antwort
  • Das Thema Solarzellen für Handies bzw. Smartphones ist ja schon etwas älter und wurde auch mehrfach schon angegangen. Aber das größte Problem dabei ist, dass man halt selbst unter optimalsten Bedingungen (Top Wetter, Handy-Rückseite mit Top-Solarzellen bestückt und in der prallen Sonne liegend) mehre Tage bräuchte um einen Akku voll aufzuladen. Die Fläche auf den Handies ist einfach zu klein für eine sinnvolle Anwendung von Solarzellen.

    Antwort

Schreibe einen Kommentar zu Patrick Mortara Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.